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Venne in Sage und Heimaterzählungen

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(von Dr. Wolfgang Huge, 2012)

Das Dorf Venne, das in diesem Jahr sein 925-jähriges Bestehen feiert, ist Gegenstand so mancher Sage und Heimaterzählung. Im Zentrum der Überlieferung stehen die Geschichten rund um den Süntelstein. Was der mit dem Prister Rudolph und dem Teufel zu tun hatte, sei hier noch einmal in kurzer Form zusammengestellt und für das Festjahr aufbereitet. Die Geschichten führen uns zurück in die Zeiten der Christianisierung und Missionierung des Osnabrücker Umlandes. Zu diesem Zweck war östlich Osnabrücks die Gründung einer auch für den Raum Venne zuständigen Kapelle oder Kirche in Ostercappeln vollzogen worden. Noch 1229 mußten die Venner den beschwerlichen Kirchenbesuchsweg nach Ostercappeln nehmen. Später kam es dann zu einer durch die Gemeinde verantworteten Kirchengründung in Venne. In zentraler Lage zu den bis dahin erschlossenen Siedlungsgebieten, an den Mühlenbachübergängen und im Schutze des dortigen Meyerhofes zu Venne entstand die der heiligen Walburgis geweihte Venner Kirche. Das Kirchspiel Venne fand 1273 die erste urkundliche Erwähnung.

Der Osnabrücker Historiker und Sagenforscher Ludwig Schirmeyer berichtet in seiner Geschichte vom „Priester Rudolph“ über diese Zeit, da in Venne wohl eine kleine Kirche war, aber kein Priester am Ort. So kam jeden Sonntag ein Geistlicher aus Ostercappeln herüber, um die Meßopfer darzubringen. Es war der Priester Rudolph, dem diese Aufgabe übertragen war, ein ernster und sittsamer Mann, den den Vennern zuweilen die Leviten las. Dabei sagte er den Vennern manch bittere Wahrheit. Da er jedoch stets sehr beschäftigt und der Weg von Ostercappeln nach Venne weit und beschwerlich war, kam er oft zu spät zum Gottesdienst, was die Venner immer wieder aufs Neue verdross. Als er eines Sonntags wieder zu spät in Venne eintraf, stürzten einige Männer aus dem Wirtshaus, wo sie auf den Priester gewartet hatten, auf ihn zu und schlugen ihn zu Boden. Priester Rudolph wurde dabei so stark verletzt, dass er aus vielen Wunden blutete und noch am Ort des Geschehens verstarb. Seine Mörder führen entsetzt auseinander, und Angst und Schrecken erfasste sie für das, was sie getan hatten. Dem erschlagenen Priester wurde an der Kirche zu Venne ein Denkstein gesetzt. Darauf ist er abgebildet, und eine Inschrift mahnt: „Schreckliche Kunde! Hier hat ein Untergebener durch einen Schlag mit dem Schlüssel den Seelsorger getötet. So leb wohl, Priester Rudolph!“

Nach dieser Mordtat frohlockte der Teufel und schmiedete gleich einen Plan. Denn es ärgerte ihn über alle Maßen, dass der Christengott ihm seine Herrschaft streitig machte. Er glaubte, die Venner würden wieder vom Glauben abfallen, wenn sie nicht mehr in die Kirche gehen könnten. Dies führt zur „Sage vom Süntelstein“ in einer Fassung von J. Sudendorf aus dem Jahr 1857, die erzählt, wie und warum der Teufel dann aus der Gegend verschwand. In der Zeit, als die erste Kirche in Venne gebaut wurde, hauste er noch im Vehrter Bruche jenseits des Berges, wo der Teigtrog und der Backofen desselben bis auf den heutigen Tag zu sehen sind. Wie gesagt, mißfiel ihm das heilige Werk des Kirchenbaues. Um die Tür der Kirche zu sperren, holte er um die Mitternachtsstunde einen großen Granitblock, band eine dicke Kette kreuzweise herum und begann dann auf seinem Rücken ihn bergaufwärts zu schleppen Der Stein war aber so schwer, dass trotz seiner riesigen Stärke ihm doch recht höllisch heiß wurde. Manchmal blieb er stehen, um zu verschnaufen. Die Zeit verstrich inzwischen bis zum Grauen des Morgens. In dem Augenblicke, als er gerade oben am Berge ankam, schoss von Osten zu ihm herüber der erste Strahl der aufgehenden Sonne und ein wachsamer Hahn krähte vom Venner Tal herauf seinen Morgengruß. Da ging das nächtliche Walten des Teufels zu Ende. Wütend erfasste er den Stein am Kopfe und stieß ihn mit aller Kraft des in den harten Boden des Berges.

Seitdem, so heißt es, hat der Teufel die Gegend verlassen. Der Stein steht noch auf derselben Stelle, wo er in die Erde gestampft wurde; aber von dem gewaltigen Stoß hat er da, wo die Kette ihn umschloß, in der Mitte und von oben nach unten zwei durchgehende Risse bekommen. Auch sind die Spuren der Kette an den äußeren Rändern dieser Risse noch sichtbar, und an der nach Venne gekehrten Seite des Steins sieht man deutlich die Eindrücke von dem Körper des Teufels; denn die höllische Hitze seines Leibes hat den Granit geschmolzen, wo er ihn berührte.

An die Stelle des Teufels traten später die Hexen, die in Spökengeschichten wie der vom Mühlensiek ihr Unwesen trieben, das nicht weit von er Landstraße nach Engter lag. Davon berichtete einst das Wittlager Kreisblatt.

Durch den Hochwald, teilweise aber auch durch dichtes Unterholz plätscherte seinerzeit dort ein munteres Bächlein, das ein wenig waldeinwärts über ein altes Mühlenwehr rauschte. Die Mühle selbst war seit langem verschwunden, nur der Name war geblieben. Wenn nun um die Geisterstunde der Mond schien, galt es nicht als ratsam, den Weg durchs Mühlensiek zu gehen. Denn dann, so die Sage, saß auf dem Wehr eine alte Hexe, die mit geschickter Hand die Spule drehte und einen Faden spann. Niemand durfte sie bei dieser Arbeit stören. Wer sie anrief oder ihr zuschaute, war ihr verfallen. Immer wieder sollen ihre grünlich funkelnden Augen Wanderer mit unwiderstehlicher Kraft angezogen haben, so dass sie dem Zauberweib in ihren Schlupfwinkel folgten, von wo es kein zurück mehr gab ...

Nicht nur der Wald, auch das Moor bei Venne wurde zum Schauplatz einer Hexengeschichte. In einer einsamen Schilfburg, so heißt es, lebte hier einst die Hexe Grimetto. Sie war jung und von seltener Schönheit. Die „Wittlager Heimathefte“ erwähnen sie in der Geschichte „Der Moorbauer“. Dort heißt es ihre Mutter, die mit ihr im Moor gehaust habe, hätte ihr die Scheu vor den Menschen mitgegeben und sie allerlei Zauberkünste gelehrt. Nach ihrem Tod blieb die junge Hexe im Moor, wo sie einen Jüngling kennenlernte, der sie in das Dorf führte, um sie zu heiraten. Als der Vater des jungen Bauers dies jedoch verhinderte und Grimetto vom Hof jagte, trat ein Fluch über das Leben des jungen Bauers. Nach einem Jahr heiratete er eine andere Frau. Sein erstes Kind starb bei der Geburt, und auch die nächsten fünf Kinder, die noch kamen, blieben nicht am Leben. Sein Vater starb, dann sein Frau, und schließlich blieb er einsam und allein. Am Ende starb er bei einem Unfall, als im Moor seine Pferde scheuten und er unter den Wagen geriet - alles nur das Werk der Hexe?