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Die Burg Rumpeshorst in Wimmer

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(von Dr. Heinrich Maßmann, handschriftlicher Nachlass)

„In den weiten Wiesen unterhalb des Dorfes Wimmer und fern von Verkehrswegen lag einst die Burg Rumpeshorst. Nur wer mit der Landschaft vertraut ist, wird den alten Burgplatz und die ihn umgebenden Wassergräben noch erkennen. Heute gehort das Burggelande dem Bauern Rumeyer auf der Rumpeshorst”, schrieb Dr. Heinrich Maßmann in seinen Erinnerungen an die alte Burg Rumpeshorst in Wimmer, die einst in der Angelbecker Mark lag. Mit dem Hinweis auf das Osnabrücker Urkundenbuch III 645, sowie den Fundus des Moritzklosters Minden Nr. 90 im Staatsarchiv Münster führt er weiter aus:

„Die Geschichte der einstigen Burg ist eng verbunden mit der des umliegenden Landes, der ehemaligen Angelbecker Mark. Burg Rumpeshorst wird im Jahre 1061 zum ersten Male urkundlich erwähnt. Damals wurde sie ”Rumpenhorst” geschrieben. Auch bei Telgte in der Nahe von Münster wird 1144 eine Rumpeshorst erwähnt. Das Wort ”Rumpenhorst” ist zusammengesetzt aus dem Familiennamen Rump und dem Grundwort horst. Horst bedeutet nach Jellinghaus soviel wie Strauchgewächs, ehemaliger Niederwald, von dem nur noch Baumstumpfe und Gestrüpp ubrig sind. Eine Horst war ursprünglich nie ein wilder Wald, sondern die Jäger pflegten in ihr zu Jagen, weil sie dort frei reiten konnten. Der Wirtschaft dienten die Horste besonders als Schweineweide. Horste gibt es gerade im Flachland der ehemeligen Angelbecker Mark sehr zahlreich. Die Wiesen der Rumpeshorst setzten sich nach Osten fort in der Meckelhorst, abgeleitet von Michelhorst, d.h. große Horst.

Die Rumpeshorst war, wie fast alle Burgen des Osnabrücker Landes, eine Wasserburg. An Höhenburgen gab es in der weiteren Umgebung nur die Iburg, Tecklenburg, Ravensburg, Dietrichsburg und Limberg, die auch fast alle im 11.Jahrhundert entstanden sind. Burg Rumpeshorst war wie damals alle Wasserburgen nur recht klein und bescheiden. Frei stand sie da in der weiten Ebene, das war die Hauptsache. Sie war rund gebaut, hatte einen Beobachtungsturm in der Mitte und Wohn- und Wirtschaftsgebäude rundum. Das ganze Anlage war von einem Plankenzaun umgeben. Die Burggräben erhielten ihr Wasser von der sogenannten Alten Hunte und der Beke, das ist der heutige Wimmer Bach. Wer der Erbauer der Burg gewesen ist, wissen wir nicht. Später war sie im Besitz des weitverbreiteten Ministerialengeschlechtes derer von der Horst, die im Bruchlande nörrdlich des Wiehengebirges zu beiden Seiten der Hunte ausgedehnten Besitz hatten. Die Hofsaat einer solchen Burg war zuerst nicht größer als die eines Bauernhofes. Der Besitzer musste deshalb vielfach einen Beruf als Beamter oder Soldat ausüben. So besaß das Geschlecht von der Horst noch Ende des 14. Jahrhunderts das Freigrafenamt im Amt Wittlage.

Zu Beginn des 13. Jahrhunderts besaß der Ritter Helmbert von Manen (1200-1243) die Freigrafschaft auf der Angelbeke als sächsisches Lehen. Er vererbte sie auf seine Nachkommen, auf das Geschlecht der von der Horst. Dietrich von der Horst, 1273 als Freigraf zu Wimmer erwähnt, wurde am 27.1.1279 von König Rudolf von Habsburg mit der Freigrafschaft ”inter Angelbeke et Wiseram”(zwischen Angelbeke und Weser) belehnt. Die Angelbeke ist die Hunte, die auf ihrem Oberlauf auch diesen Hamen führt. Doch schon 1348 wird die an Wittlage vorbeifließende Angelbeke auch als Hunte urkundlich erwähnt. Andererseits heißt es noch um 1500 ”Wimmer up der Angelbeke”.

Nach dem Aussterben der Rumpeshorster Linie des Geschlechtes von der Horst beanspruchte Dietrich von Münchhausen 1408 dessen Erbe. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts fanden mehrfach Kämpfe zwischen Osnabrück, Minden und Ravensberg statt. Dabei ging es in erster Linie um den Besitz der Burg Reineberg bei Lübbecke. Auf Grund alter Verträge hatte der Bischof von Osnabrück zu einem Drittel Besitzrechte an dieser Burg. In dieser Zeit wurden auf beiden Seiten hart an der Grenze Burgen errichtet. Sie dienten einmal als Rückendeckung und zum andern als Ausfallstore zur Eroberung der Nachbargebiete. So ließ der Bischof von Osnabrück, Engelbert von Weihe (1309-20), am Helweg, der alten Heerstraße von Osnabrück nach Minden, die Burg Wittlage errichten. Die Grenze zwischen Osnabrück und Minden bildete die Hunte. Die Kirchspiele Lintorf und Rabber-Barkhausen gehörten damals noch zu Minden. Auch auf dieser Seite wurde jetzt von Minden aus eine Burg errichtet. Es war die Burg Ravensten (Rabenstein) auf einem Berge bei Barkhausen. Sie lag der Burg Wittlage gewissermaßen gegenüber. Der Rabenstein hat nur eine kurze Lebensdauer gehabt und ist bereits in den Kämpfen zu Beginn des 14. Jahrhunderts wieder zerstört worden.

In den 40er Jahren des 14. Jahrhunderts trat der Kampf zwischen Minden, Ravensberg und Osnabruck in seine entscheidende Phase, die schließlich eine endgültige Gebietsabsteckung zur Folge hatte. In diesen Grenzkämpfen wurde im Jahre 1346 auch die Burg Rumpeshorst durch den Bischof von Osnabruck und den Grafen von Ravensberg und Diepholz zerstört. Der Bischof von Osnabruck gewann die beiden Kirchspiele Lintorf und Rabber-Barkhausen und verzichtete dabei wahrscheinlich auf seinen Anteil an der Burg Reineberg zugunsten der Grafen von Ravensberg. Die Rumpeshorst ist nach der Zerstörung in die Hand eines Eigenbehörigen, des Rummeyers, übergegangen.

Aber noch lange lebte die langst verschwundene Burg im Volksmund fort. Ja noch heute weiß dieser von einstigen Raubrittern auf der Rumpeshorst zu erzählen, die den Landwirten der Umgegend nicht selten das Vieh von der Weide oder aus den Stallen entführten, das gemähte Getreide wegnahmen und ihnen Haus und Hof in Brand steckten. Nach der Zerstörung ihres Raubnestes mußten die Ritter von Rumpeshorst das Versprechen geben, dass sie sich niemals wieder an der Ostseite der Hunte innerhalb der Angelbecker Mark ansiedeln würden. Sie haben das Versprechen gehalten und sich nicht weit davon eine neue Burg auf der Westseite der Hunte erbaut.

Auch von einem unterirdischen Gang weiß man zu berichten, der einst von der Rumpeshorst bis nach der Burg Haus Wimmer mitten im Dorf gleichen Namens ging. Die bekannteste Erzählung von der Rumpeshorst ist aber die Sage ”Die Katzen auf der Rumpeshorst”. Ihr zufolge mussten einst die Bauersleute auf der Rumpeshorst vor einer Anzahl Katzen, die sie überfallen hatten, flüchten. Ein alter Bauer aus dem nahen Dorfe Wimmer Namens Heinrich Volbert erbot sich, sie zu bannen. Er ging nach Hause, machte um die Herdstelle einen Kreis mit Kreide und setzte sich darin an dem großen Kessel nieder, um Wasser zu kochen. Die Katzen kamen neugierig herbei, konnten aber nicht in den Kreis kommen. Die erste lud der Bauer mit den Worten ein: ”Lieb' Kätzlein, setz dich hier!” Und sie setzte sich an den Kreis, indem sie vorher unter vielen wunderlichen Verbeugungen zu einer anderen Katze gesagt hatte: "Lieb' Kätzlein setz dich hier, sagt Hinrich Volbert zu mir", und setzte sich an den Kreis. Nachdem diese Einladung so weitergekommen war bis an die letzte Katze und sie alle um den Kreis herumsaßen und unterdessen das Wasser kochte, schöpfte der Bauer von demselben und begoss damit die Katzen. Diese flohen heulend davon. Am andern Morgen hatten fast alle alten Weiber in Wimmer Brandwunden.

So sagt die alte Erzählung, die noch aus der Zeit des schlimmsten Aber- und Hexenglaubens stammt, als man noch in alten Weibern Hexen sah, die in Katzen verwandelt ihr Unwesen trieben oder Bosheiten verübten.“